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19. Oktober 2016, von Michael Schöfer
So funktioniert Propaganda


Die Grünen bereiten sich auf die Bundestagswahl 2017 vor: Die Fraktionsspitze fordert eine Vermögenssteuer für Superreiche, konkrete Steuersätze wurden allerdings nicht genannt. Vermögenssteuer für Superreiche? Die würde ich liebend gerne zahlen, denn dann wäre ich ja reich. Nein, sogar superreich. Und wann sind Superreiche je durch ein bisschen Mehrbelastung wieder arm geworden? Noch nie! Das stecken die doch leicht weg. Aber ich gehe jede Wette ein, dass jetzt abermals das Gezeter beginnt. Die 99,9 Prozent, die gar keine Superreichensteuer zahlen müssten, weil sie nicht superreich sind, lassen sich bestimmt erneut aufhetzen: WAS? STEUERERHÖHUNGEN? DIE WÄHLE ICH NIE WIEDER! Haben wir ja schon vor der letzten Bundestagswahl erlebt: Obgleich laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) lediglich 6,3 Prozent aller Haushalte durch die Steuerpläne der Grünen belastet worden wären, sprach die Süddeutsche damals von einem "Frontalangriff gegen die bürgerliche Mitte der Gesellschaft". Prompt verlor die Umweltpartei 2,3 Prozentpunkte. Unwahrscheinlich, dass von denen, die sich 2013 von den Grünen abwandten, viele negativ von den Steuerplänen der Grünen betroffen gewesen wären. Aber so funktioniert eben Propaganda.