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08. Februar 2018, von Michael Schöfer
Treppenwitz der Geschichte


Die Koalition der Verlierer hat sich mühsam zusammengerauft und den Entwurf eines Koalitionsvertrags vorgelegt. In normalen Zeiten ginge der mühelos als ein ordentliches und vorzeigbares Ergebnis durch, allerdings sind die Zeiten mitnichten normal. Angesichts dessen ist ein konsequentes "Weiter so" völlig unzureichend.

In der SPD brodelt es ja seit langem, das Wahldebakel hat die Partei total aus dem Tritt gebracht. Vom einstigen Hoffnungsträger, der sich als überfordert erwies und jetzt sogar unverblümt seinen Egoismus zur Schau stellt, ganz zu schweigen. Aber keine Angst, die Sozialdemokraten werden sich bestimmt mit großen Bauchschmerzen zur GroKo durchringen. So war es schließlich schon immer.

Doch seit der Ressortverteilung ist auch bei der CDU gehörig Dampf im Kessel, der Wirtschaftsflügel sieht das "Anfang vom Ende der Volkspartei CDU" gekommen. Insgeheim geben die Kritiker AfD-Parteichef Alexander Gauland recht: "Die CDU ist sozusagen nur noch eine leere Hülle." Sie habe sich ideologisch entleert.

Was durch den Streit in der SPD vollkommen unterging: Auch die CDU will auf einem Parteitag über den Koalitionsvertrag abstimmen. Es wäre geradezu ein Treppenwitz der Geschichte, die Mitglieder der SPD würden sich knapp für die Große Koalition entscheiden, während der Kanzlerwahlverein auf dem Parteitag den Aufstand probt und überraschend dagegen votiert. Die Schlagzeilen und Kommentare in den Zeitungen möchte ich lesen…

Aber ach, ich fürchte, alles wird wie eh und je sterbenslangweilig über die Bühne gehen. Wie das halt bei Angela Merkel so ist.