Home
| Archiv
| Impressum 17. Dezember 2018, von Michael Schöfer Die Schönfärberei nützt bloß den Regierenden Mir geht das so auf den Senkel, wenn die Ergebnisse der Klimakonferenz von Kattowitz bejubelt werden: "Für Bundesumweltministerin Svenja Schulze ist der Abschluss der Klimakonferenz in Kattowitz ein wichtiger Meilenstein im Klimaschutz. 'Es ist jetzt so, dass das Pariser Abkommen umgesetzt ist in ein Regelbuch und das ist das, was wir wollten. Die Weltgemeinschaft hat jetzt das zweite Mal ja zu Paris gesagt.'" [1] Dabei hatte man sich schon in Paris nur auf Unverbindliches verständigt, die dortige Einigung beruhte auf reinen Absichtserklärungen. Und Kattowitz hat daran keinen Deut geändert. Das Regelbuch ist vielleicht das, was Svenja Schulze wollte, andere wollten dagegen eine für alle verbindliche Festlegung auf spürbare Treibhausgas-Reduktionen. Doch genau das blieb aus. Bleiben
wir bei den Fakten:
● Nach einem aktuellen Sonderbericht des IPCC dürfen wir die Atmosphäre nur noch mit 420 Gigatonnen CO2 belasten, wenn wir das 1,5 Grad-Ziel erreichen wollen. [2] ● 2017 emittierte die Menschheit 36,2 Gigatonnen CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger [3], 2018 sollen es nach vorläufigen Berechnungen 37,1 Gigatonnen sein [4]. Uns bleibt also nach Adam Riese eine Frist von lediglich 11 Jahren. Das bedeutet: Wenn die Staaten 2024 die ersten Transparenzberichte abgeben müssen, ist die Frist schon zur Hälfte abgelaufen. Ob es bis dahin auch zu einer Reduktion von Treibhausgasen kommt, steht in den Sternen. Der gegenwärtigen Tendenz zufolge vermutlich nicht, es dürfte wohl eher das Gegenteil der Fall sein, die Emissionen werden weiter steigen. So wie es momentan aussieht, erreichen wir weder das 1,5- noch das 2 Grad-Ziel, wir bewegen uns bis zum Ende des Jahrhunderts auf eine Erhöhung um 3 bis 4 Grad zu. Wenn es ganz schlecht läuft, sogar darüber hinaus. Sagen wir es ungeschminkt: Kattowitz ist, wie vorher schon Paris, fürs Klima eine Katastrophe, denn die Natur interessiert sich ausschließlich für harte Fakten. Die Weltgemeinschaft will einfach nicht konsequent handeln. Punkt. Die unzureichenden Ergebnisse schönzureden, halte ich jedoch für kontraproduktiv, denn es entsteht der falsche Eindruck, als hätte man echte Fortschritte erzielt. Was nützt es, wenn die Weltgemeinschaft zum zweiten Mal ja zu Paris sagt, aber die dort gefassten Beschlüsse keinerlei Konsequenzen haben? Die Schönfärberei nützt bloß den Regierenden, allerdings lassen sich die negativen Folgen der Erderwärmung dadurch nicht verhindern. Die Erderwärmung kann man nicht wegdiskutieren, sondern nur durch tatsächliche Maßnahmen mildern (zu verhindern ist sie ohnehin nicht mehr).
----------
[1]
Deutschlandfunk vom 16.12.2018
[2]
United Nations, The Intergovernmental
Panel on Climate Change (IPCC), Sonderbericht: Globale
Erwärmung um 1,5 ºC, November 2018, Zusammenfassung für
politische Entscheidungsträger
[3]
Statista, Weltweiter CO2-Ausstoß in
den Jahren 1960 bis 2017 (in Millionen Tonnen)
[4]
scinexx vom 06.12.2018
[5] 1960-2017: Statista a.a.O., 2018
(Prognose): scinexx a.a.O.
|