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| Impressum 01. Februar 2019, von Michael Schöfer Der Mensch vergisst schnell Im Januar 2019 berichteten die Medien tagelang über das "Schneechaos" in Süddeutschland und Österreich, auf der Zugspitze lag die maximale Schneehöhe bei 465 cm. [1] Doch im Winter 1999, gar nicht so lange her, waren die Schneemengen noch größer, am 23. Februar 1999 lagen auf der Zugspitze sogar 530 cm Schnee. [2] Solch ein Ereignis gebe es nur einmal in 50 bis 100 Jahren, hieß es damals. Es hat allerdings nur 20 Jahre gedauert. Die USA leiden derzeit unter einer Kältewelle, es ist von "arktischer Kälte" oder "Extrem-Kälte" die Rede. -30,6 Grad Celsius in Chicago sind gewiss alles andere als angenehm, doch im Grunde für Nordamerika nicht ungewöhnlich, denn am 20. Januar 1985 wurden dort sogar -32,8 Grad Celsius gemessen. [3] Im Januar 2014 lag die Tiefsttemperatur in Chicago bei -26,7 Grad Celsius, im Januar 2009 waren es -27,8 Grad und im Januar 1999 -26,1 Grad. [4] Der bislang kälteste Monat mit einer Durchschnittstemperatur von -12,2 Grad Celsius war der Januar 1977. [5] Geografisch bedingt, durch die Nord-Süd-Ausrichtung der Gebirgszüge des Kontinents, kommt es in den Vereinigten Staaten alle paar Jahre zu solchen Kältewellen, eisige Luft aus der Arktis kann ungehindert bis weit in die USA hinein südwärts fließen. Es ist schwer, aus einzelnen Ereignissen Rückschlüsse zu ziehen, starke Schneefälle und extreme Kältewellen gab es auch schon früher. Erst durch die Gesamtbetrachtung längerer Zeiträume kann man Klimatrends ablesen. Wetteranomalien kommen jedenfalls häufiger vor, sogenannte Jahrhundertwinter, Jahrhunderthochwasser und Jahrhundertsommer erleben wir immer öfter. US-Präsident Donald Trump mag sich über die Erderwärmung lustig machen, von einem Mann seines Formats erwartet man nichts anderes. Zumindest wir sollten klüger sein und den eindeutigen Trend der Klimadaten ernst nehmen. ![]() Eindeutiger könnte der Trend nicht sein [Datenquelle: NASA Goddard Institute for Space Studies (GISS), GLOBAL Land-Ocean Temperature Index]
Dass
es infolge der Aufheizung der Erdatmosphäre gehäuft zu
Wetteranomalien kommt, haben die Klimaforscher bereits vor
langer Zeit vorhergesagt. Man braucht bloß eins und eins
zusammenzuzählen, um zu einem verlässlichen Ergebnis zu
gelangen. Der Trend liegt eigentlich klar auf der Hand, doch
der Mensch ist vergesslich. Er vergisst schnell - viel zu
schnell, Jahrhundertwinter, Jahrhunderthochwasser und
Jahrhundertsommer fallen leider schon nach kurzer Zeit der
Vergesslichkeit anheim. Und genau das wird sich vermutlich
bitter rächen.
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[1]
Skiinfo.de, Schneefallstatistik und
Schneehistorie Zugspitze
[2]
tagesschau.de vom 14.01.2019
[3]
National
Weather Service, Official Extreme Weather Records for
Chicago
[4]
Weather
Underground, History Chicago-O'Hare International
Station
[5] National Weather Service, a.a.O.
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