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06. Januar 2020, von Michael Schöfer
Kind Donald


Wie stellt man ein Kind zufrieden? Etwa indem man ihm Süßigkeiten schenkt oder ein Kinderlied vorsingt. Vielleicht sollte es die internationale Diplomatie einmal mit solchen Methoden versuchen, denn Donald Trump bewegt sich genau auf diesem Niveau: auf dem eines Kindes. Ein Kind, das die stärkste Armee der Welt befehligt und gelegentlich auch ein bisschen mit ihr spielt. Drohnenangriffe zum Beispiel.

Sein Plan für Nahost, so er denn überhaupt je einen hatte, ist offenbar durch die Tötung des iranischen Generals Soleimani gescheitert. Der Irak hat alle ausländischen Truppen des Landes verwiesen. Jetzt ist Trump beleidigt wie ein kleines Kind und droht dem Land mit Sanktionen (ganz so, als sei der Irak für das Scheitern von Trump verantwortlich). Er will die Milliarden-Investitionen der USA im Irak ersetzt bekommen. "Wir ziehen nicht ab, es sei denn, sie erstatten uns das zurück", soll der US-Präsident gesagt haben. So spricht man mit Vasallen, verschafft sich aber keine Sympathien. Schon gar nicht in Nahost (ebenso wenig bei den Verbündeten andernorts).

Die westliche Politik ist dort für viel Chaos mitverantwortlich, doch das wird von den Verantwortlichen nach wie vor negiert. Der Dreißigjährige Krieg in Europa (1618-1648) zog sich vor allem deshalb so lange hin, weil sich damals ausländische Mächte in den zu Beginn inneren Konflikt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation eingemischt haben: Dänemark, Schweden, Frankreich, Spanien. Gewiss, alle hatten ihre Interessen. Krieg gibt es in Nahost schon viel länger, aber ebenfalls deswegen, weil sich stets andere Mächte eingemischt haben. Frankreich, Großbritannien, Russland, die USA. Klar, das Öl, ein starkes Motiv. Doch nun kracht es dort an allen Ecken und Enden und wir stehen in weiten Teilen vor einer Trümmerwüste. Kind Donald macht das Ganze leider nur noch schlimmer.