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23. Dezember 2019, von Michael Schöfer
Rente à la Macron? Hätten wir gerne!


Liebe Franzosen, könnt ihr uns mal euren Präsidenten ausleihen? So eine Rentenreform, wie sie Emmanuel Macron plant und gegen die ihr euch mit wochenlangen Streiks wehrt, hätten wir nämlich in Deutschland gerne. Macron will die Mindestrente auf 1.000 Euro erhöhen - die von der GroKo unter heftigen Geburtswehen eingeführte deutsche Grundrente ist etwas niedriger. In Frankreich soll es künftig weiterhin möglich sein, mit 62 Jahren in Rente zu gehen, aber unter Inkaufnahme von Abschlägen. Die abschlagsfreie Rente soll es dann ab 64 geben. In Deutschland kann man erst mit 63 Jahren unter Inkaufnahme von Abschlägen in Rente gehen, die abschlagsfreie Rente ist nach Jahrgängen gestaffelt. So kann beispielsweise der Jahrgang 1959 nach 45 Versicherungsjahren frühestens mit 64 Jahren und 2 Monaten die volle Rente genießen. Sofern Versicherungsjahre fehlen kann dieser Jahrgang die abschlagsfreie Rente spätestens mit 66 Jahren und 2 Monaten beantragen. Ab dem Jahrgang 1964 liegt die abschlagsfreie Regelaltersrente bei 67 Jahren. Ihr Franzosen geht momentan im Schnitt mit 60,8 Jahren in Rente, wir Deutschen jedoch mit 64,1 Jahren. Die Durchschnittsrente ist zudem bei euch mit 1.389 Euro auch noch höher als die in Deutschland (935 Euro).

Nicht falsch verstehen: Ich weiß sehr wohl, dass ihr durch die Rentenreform von Macron viel zu verlieren habt. Von daher verstehe ich absolut, warum ihr streikt. Doch die Gegenüberstellung zeigt, wie massiv in Deutschland die sogenannten Volksparteien das Rentenniveau gesenkt haben. Dass Macron mit seinen Plänen darüber liegt, ist beschämend. Wohlgemerkt: beschämend für Deutschland.