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03. Dezember 2019, von Michael Schöfer
Ein Land, in dem Milliardäre gut und gerne leben


Es sind Zahlen, die die Ungerechtigkeit dokumentieren und deshalb verständlicherweise Zorn erregen: 2017 besaßen laut dem "World Ultra Wealth Report" 226.450 Personen (0,003% der Weltbevölkerung) insgesamt 27 Billionen US-Dollar (13 % des weltweiten Gesamtvermögens). Und nach einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes, über die die Süddeutsche berichtete, haben in Deutschland 2018 knapp 600 Großerben (0,0007 % der Bevölkerung) mit einem Erbe von mehr als 10 Mio. Euro auf ihre Erbschaft in Höhe von insgesamt 31 Mrd. Euro lediglich 5 Prozent Erbschaftsteuer gezahlt. Zwei Drittel der Erben, die mehr als 100 Mio. Euro einstrichen, zahlten sogar überhaupt keine Erbschaftsteuer. Davon können Arbeitnehmer nur träumen, laut OECD betrug ihre durchschnittliche Steuerbelastung in Deutschland 19,1 Prozent. Und weil die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur 1,3 Prozent des Gesamtvermögens besitzt, kann sie auch kaum etwas vererben. Wie war das im Bundestagswahlkampf? Die CDU warb bekanntlich mit dem Spruch "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" um Wählerstimmen. Besser wäre gewesen: "Für ein Deutschland, in dem Milliardäre gut und gerne leben." Die anderen suchen nämlich gerade verzweifelt nach einer bezahlbaren Wohnung.