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17. November 2019, von Michael Schöfer
Zum Dank auch noch einen Fußtritt


Das ist für die SPD natürlich eine Demütigung: Der Landesvorsitzende der Jungen Union Baden-Württemberg, Philipp Bürkle, sprach laut SWR auf dem JU-Landestag im Zusammenhang mit der GroKo von einem Trauerspiel, das der SPD geschuldet sei, die sich politisch aufgegeben habe. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Die SPD hat Angela Merkel (CDU) bislang dreimal zur Kanzlerin gewählt (2005, 2013 und 2018), trotzdem habe sie sich in den drei großen Koalitionen politisch aufgegeben. Sachlich mag das sogar stimmen, aber es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass man ausgerechnet von denen, denen man in den Sattel geholfen hat, zum Dank auch noch einen Fußtritt verpasst bekommt. Motto: Selbst schuld, wenn du mir das Regieren ermöglichst. Oder anders ausgedrückt: Wie kann man nur so blöd sein, mich zu heiraten. Sicherlich, man sollte in der Politik keinen Dank erwarten. Aber man sollte den Koalitionspartner auch nicht demütigen, denn er könnte sich das merken. Andererseits schätzt Bürkle die SPD durchaus richtig ein - sie würde alles tun, um weiter mitregieren zu dürfen. Gegenwehr, etwa das Aufkündigen der GroKo, ist von ihr tatsächlich nicht zu erwarten.