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| Impressum 07. November 2019, von Michael Schöfer Sprachregelung "Deutsche und Juden" ist absurd Sprache ist oft ungenau, gelegentlich sogar widersinnig und schädlich. Das "Wir" beinhaltet stets eine Abgrenzung nach außen - und zwar zu denen, die nicht im "Wir" enthalten sind. Letztere werden dadurch automatisch mit dem Etikett "fremd" versehen und sprachlich ausgeschlossen. Wenn sich beispielsweise jemand für die Versöhnung zwischen "Deutschen und Juden" einsetzt, mag das angesichts der Geschichte unseres Landes gut gemeint sein, er zieht aber - vielleicht unbewusst - eine Grenze, wo es genaugenommen gar keine Grenze gibt. Deutsche und Juden waren und sind ja keine zwei Völker, die sich versöhnen könnten, vielmehr waren und sind Juden Deutsche - nur eben Deutsche jüdischen Glaubens. 1925 erklärten sich im Deutschen Reich 563.733 Personen der jüdischen Religionsgemeinschaft zugehörig. (Quelle: Bundesarchiv) Niemand
redet trotz des Dreißigjährigen Krieges von der Versöhnung
zwischen "Deutschen und Katholiken" oder von der Versöhnung
zwischen "Deutschen und Protestanten". Katholiken und
Protestanten waren und sind nämlich Deutsche (selbst wenn
Deutschland 1618/1648 noch nicht als Staat existierte).
Deutsche können sich mit Briten, Franzosen oder Russen
versöhnen (= klar abgrenzbare Unterscheidung in "Wir" und
"Sie" möglich), die Versöhnung zwischen "Deutschen und Juden"
macht jedoch genau besehen keinen Sinn. Es ist im Übrigen
bezeichnend, dass man diese Sprachregelung vor allem bei
Bevölkerungsgruppen verwendet, die teilweise auf harsche
Ablehnung stoßen. "Deutsche und Muslime" ist ebenfalls häufig
in den Zeitungen zu lesen - ganz so, als ob es mittlerweile
nicht genug Deutsche gäbe, die sich dem Islam zugehörig
fühlen.
Am
9. November jährt sich abermals die Reichspogromnacht. Es wäre
hilfreich, dabei endlich auf die absurde Sprachregelung
"Deutsche und Juden" zu verzichten.
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