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30. Oktober 2019, von Michael Schöfer
Die Mühen der Ebene beginnen nach der Wahl


Es ist ja durchaus richtig, dass sich, wie Friedrich Merz beklagt, die Untätigkeit und die mangelnde Führung durch die Bundeskanzlerin wie ein Nebelteppich über das Land gelegt hat. Auch Roland Koch wirft Angela Merkel "Argumentationsenthaltung" vor. Doch mit Kritik allein ist es nicht getan. Bei der Umweltpolitik sei keine langfristige und strategische Planung erkennbar, kritisiert Merz. Nicht einmal zu Unrecht. Doch was heißt das konkret? Was würde er anders machen? Davon war bislang leider nicht allzu viel von ihm zu hören. Und ist es nicht bemerkenswert, dass in der Union nun die Männer von gestern glauben, die Probleme von morgen lösen zu können? Unter Umständen sogar mit den Rezepten von vorgestern? Die Mühen der Ebene beginnen in der Politik bekanntlich erst nach der Wahl, wenn man den plakativen Parolen mithilfe von Gesetzen Leben einhauchen muss. Es ist gewiss nicht leicht, Kanzler zu werden. Aber es ist ungleich schwerer, Kanzler zu sein. Friedrich Merz wäre nicht der Erste, der sich im Amt schnell selbst entzaubert.