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15. Oktober 2019, von Michael Schöfer
Von der KPCh lernen...


Es ist lehrreich, einen Blick in das Statut der Kommunistischen Partei Chinas zu werfen. Ehrlich! "Die Kommunistische Partei Chinas betrachtet den Marxismus-Leninismus, die Mao-Zedong-Ideen, die Deng-Xiaoping-Theorie, die wichtigen Ideen des 'Dreifachen Vertretens' und das wissenschaftliche Entwicklungskonzept als die Richtschnur ihres Handelns", heißt es dort für westliche Ohren ziemlich verschwurbelt. Aber in Artikel 2 steht klipp und klar: "Die Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas müssen mit ganzem Herzen dem Volk dienen." Ein Parteimitglied darf "auf keinen Fall eigensüchtigen Interessen folgen oder nach Privilegien trachten". Artikel 34 Abs. 5 präzisiert: "Die führenden Parteikader (…) sollen redlich und rechtschaffen sein, eifrig für das Volk arbeiten, mit gutem Beispiel vorangehen, hart arbeiten und einfach leben, (…) Wert auf Benehmen legen, den anderen als gutes Vorbild dienen, die moralische Vervollkommnung verstärken (...) sowie ungesunde Tendenzen jedweder Form wie Machtmissbrauch für persönliche Vorteile bekämpfen."

Und dann ließen sich laut Süddeutscher Zeitung Chinas Mächtige von der Deutschen Bank u.a. mit Nippes wie Kristalltigern, Kristallpferden, hochwertigen Fernsehern oder Stereoanlagen beschenken. Außerdem gab es lukrative Jobs für deren Kinder. Ob das dem Marxismus-Leninismus, den Mao-Zedong-Ideen, der Deng-Xiaoping-Theorie und den wichtigen Ideen des "Dreifachen Vertretens" entspricht? Wahrscheinlich nicht. Das ist erstens schnöde Bestechung und zweitens furchtbar kleinbürgerlich. Mein Gott, ein Kristalltiger! Das ist schließlich bloß ein Staubfänger, der dann irgendwo rumsteht und keinen wirklich interessiert. Unglaublich geschmacklos, wenn Sie mich fragen, so etwas würde ich mir nicht einmal in die Wohnung stellen, wenn ich dafür Geld bekäme. Okay, zugegeben, wenn ich damit redlich und rechtschaffen dem Volk dienen und obendrein an meiner moralischen Vervollkommnung arbeiten könnte, wäre das natürlich etwas anderes.