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03. Oktober 2019, von Michael Schöfer
Im Gegenzug schmutzige Informationen über Biden


"Donald J. Trump sagte (...), dass er hoffte, dass die russischen Geheimdienste Hillary Clintons E-Mail erfolgreich gehackt hatten, und ermutigte sie, alles zu veröffentlichen, was sie gestohlen haben könnten…" Wörtlich fügte er hinzu: "Russland, wenn du zuhörst, hoffe ich, dass du die 30.000 E-Mails finden kannst, die fehlen." Das war eine Meldung der New York Times vom 27.07.2016, als der Kampf um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten in die heiße Phase eintrat. Donald Trump soll kürzlich nicht nur den ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu Ermittlungen gegen den Sohn seines aussichtsreichsten Konkurrenten ermuntert haben, sondern hat jetzt auch China zu Ermittlungen gegen Joe Biden und dessen Sohn Hunter aufgefordert. "Und übrigens: China sollte ebenfalls eine Untersuchung der Bidens beginnen, denn was in China passierte, ist genau so schlimm wie das, was mit der Ukraine geschehen ist." (Die Zeit-Online)

Die chinesischen Hacker sind angeblich nicht zu verachten und mindestens genauso gut wie die russischen. Ob Trump deshalb dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping einen Deal vorschlagen wird? Schmutzige Informationen über Biden und im Gegenzug Nachsicht bei den Strafzöllen. Was noch vor einiger Zeit als wenig glaubhafter Plot eines drittklassigen Polit-Thrillers durchgegangen wäre, ist plötzlich in der Realität nicht mehr völlig ausgeschlossen. Der US-Wahlkampf, der erst am 3. November 2020 zu Ende ist, verspricht höchst amüsant zu werden. Amüsant zumindest in den Augen von Zynikern. Alle anderen dürften über das unterirdische Niveau schon jetzt entsetzt sein. Aber bei US-Wahlkämpfen im Allgemeinen und bei Donald Trump im Besonderen war das ja zu erwarten.