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24. September 2019, von Michael Schöfer
Die tiefe Kluft zwischen Worten und Taten


Zugegeben, bei ihrer emotionalen Wutrede auf dem UN-Klimagipfel in New York sah die Klimaaktivistin Greta Thunberg nicht gerade vorteilhaft aus. Nachahmenswert ist ihr Stil jedenfalls nicht. Sachlich hat sie allerdings vollkommen recht: "Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens, und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum." Ich fürchte bloß, dass die, denen sie die Meinung gegeigt hat, trotzdem weitermachen wie bisher. Immerhin können Politiker ihr Versagen hinter wohlklingenden, aber substanziell völlig überflüssigen Sätzen verstecken. Angela Merkel ist dafür das beste Beispiel: "Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört. (…) Es gibt keinen Zweifel daran, dass Klimawandel und Erderwärmung im Wesentlichen von Menschen gemacht sind. Deshalb müssen wir dem Ratschlag der Wissenschaft folgen. Es ist eine globale Herausforderung, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Wir alle haben nur eine Erde. Der Maßstab für unser Handeln muss das Pariser Abkommen sein, das den Rahmen setzt, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken." Klingt gut, klingt sogar hervorragend. Doch wenn man ihre Rede in New York mit Merkels Politik in Deutschland vergleicht, man denke nur an das mit großem Bohei angekündigte Klimapaketchen der Bundesregierung, fällt einem sofort die tiefe Kluft zwischen Worten und Taten ins Auge. Im Ankündigen war Merkel von jeher gut, im konkreten Handel dagegen…