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05. September 2019, von Michael Schöfer
Sie erweisen sich meist als jämmerliche Versager


Lega-Chef Matteo Salvini ist durch eigene Unfähigkeit weg vom Fenster, er hat sich schlicht und ergreifend selbst ins Abseits taktiert. Wie ehedem Benito Mussolini wollte er zuletzt "alle Vollmachten", doch das war eine Vermessenheit zu viel. Blöd, wenn man nicht rechnen kann: 125 von 630 Abgeordneten sind halt zu wenig, um den großem Max zu markieren. Boris Johnson ging es in London ähnlich, auch er hat sich beim Putsch gegen das Parlament selbst in eine Sackgasse manövriert. Den No Deal-Brexit kann er vorerst abschreiben. Das zeigt: Autokraten kochen ebenfalls bloß mit Wasser und verfügen keineswegs über ein Patentrezept. Im Gegenteil, sie versagen insbesondere auf dem Gebiet der Ökonomie. Recep Tayyip Erdogan ist hierfür das beste Beispiel. Anfangs, in seiner liberalen Phase, hatte er durchaus Erfolge vorzuweisen. Als er 2003 Ministerpräsident wurde, betrug das türkische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf umgerechnet 4.642 US-Dollar, bis 2013 steigerte er die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung pro Kopf auf 12.395 US-Dollar. 2013 war das Jahr der Gezi Park-Proteste und zugleich der Beginn der autoritären Phase Erdogans, seitdem ging das BIP pro Kopf kontinuierlich auf 9.346 US-Dollar im Jahr 2018 zurück. (Quelle: IMF-WEO) Fazit: Politische Gegner einsperren können sie gut, die Presse an die Kandare nehmen ebenso. Und natürlich haben sie durch die Bank eine große Klappe - aber eben offenbar nicht allzu viel dahinter, denn wenn es auf die Ergebnisse ankommt, erweisen sie sich meist als jämmerliche Versager. Leider merken das die Wählerinnen und Wähler oft erst, wenn es zu spät ist.