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25. August 2019, von Michael Schöfer
Glauben wir nicht, interessiert uns nicht!


Wir Menschen sind offenbar nur begrenzt einsichtsfähig. Das wäre noch erklärbar, wenn die Einflüsse weit weg sind und uns scheinbar nicht tangieren. Motto: Was interessiert es mich, wenn in China ein Sack Reis umfällt? Beim Klimawandel ist diese Haltung jedoch unsinnig, weil es uns interessieren muss, wenn auf Grönland und der Antarktis die Eismassen schmelzen oder der Regenwald im Amazonas-Gebiet großflächig abfackelt. Der Klimawandel und das Artensterben haben globale Auswirkungen. Dass die Menschen aber ihre Haltung selbst dann nur schwer ändern, wenn sie die negativen Folgen vor Ort miterleben, ist vollkommen unverständlich. In Deutschland müssen wir vermehrt Hitzewellen mit Temperaturrekorden ertragen, die Ernte auf den Feldern verdorrt teilweise genauso wie die Bäume in den Wäldern, doch der Normalbürger bleibt davon seltsam unberührt. "Sieben von zehn Deutschen haben ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen aufgrund von Greta Thunberg und der 'Fridays for Future'-Bewegung nicht (41 Prozent) oder kaum (31 Prozent) verändert." (ARD Deutschlandtrend August 2019) Und dann fragt man sich als Mensch, der es gewohnt ist über den Tellerrand hinauszublicken: wieso eigentlich? Kurz gesagt erleben wir derzeit den schon vor Jahrzehnten angekündigten Beginn des Zusammenbruchs der Ökosphäre, mithin der Anfang vom Ende der menschlichen Zivilisation. Wie bitte? Kollaps? Glauben wir nicht, interessiert uns nicht! Im ersten Halbjahr 2019 erreichten hierzulande in der Neuzulassungsstatistik die City-Geländewagen (SUV) mit einem Plus von 15,3 Prozent die höchste Steigerung. Mit dem Spritschlucker fährt es sich eben kommod in den Untergang. Da läuft beim Homo sapiens ordentlich was schief. Und ich kann es noch nicht einmal rational nachvollziehen.