Home | Archiv | Leserbriefe | Impressum



17. August 2019, von Michael Schöfer
Gletschertourismus


Was soll eigentlich dieser dämliche Gletschertourismus? Schon 2007 sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel nach Grönland gereist, um sich aus nächster Nähe die Folgen des Klimawandels anzuschauen. "Merkel und Gabriel bestaunen die Eisschmelze", titelte Die Welt seinerzeit. Nun ist Bundesaußenminister Heiko Maas in die kanadische Arktis gereist, um sich aus nächster Nähe die Folgen des Klimawandels anzuschauen. "An vielen Orten in Europa wird über den Klimawandel diskutiert und gestritten. Und hier sieht man ihn." Ach, ehrlich? Dort sieht man ihn? Wer hätte das gedacht? Wer wirklich aufgepasst hat, weiß seit mindestens 30 Jahren, wie bedrohlich die Erderwärmung ist. Und obgleich Merkel und Gabriel bereits vor 12 Jahren die Eisschmelze bestaunten, ist hierzulande nicht genug passiert. Zur Erinnerung: Deutschland wird seine Klimaziele deutlich verfehlen. Wem, außer den Politikern, sollen denn die Schlagzeilen und die schönen Bilder helfen? Die Fridays for Future-Demos haben dem Klimawandel zuletzt große Aufmerksamkeit beschert, da braucht es nicht auch noch einen Bundesaußenminister, der sich vor Ort schmelzende Gletschermassen ansieht. Was soll das? Die zur Schau gestellte Betroffenheit nimmt den Gletschertouristen ohnehin keiner mehr ab. Das sind reine Alibiveranstaltungen. Auf Grönland und in Kanada "Oh, wie schlimm" ausrufen, aber zu Hause die Hände in den Schoß legen. Die bittere Realität: Deutschland hat bislang noch nicht einmal ein Tempolimit auf Autobahnen, von drastischeren Maßnahmen ganz zu schweigen.