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04. Juli 2019, von Michael Schöfer
Zwischen Jefferson und Trump liegen Welten


Independence Day in den USA, ein besonders wichtiges Datum in der Geschichte der Menschheit: "Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freyheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket." (Auszug aus der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika vom 4. Juli 1776)

Selbst nach fast 250 Jahren immer noch schön zu lesen. Und genau da beginnen die Probleme. Dieser kleine Auszug umfasst 104 Wörter und 758 Zeichen, das vollständige englische Original besteht aus 1333 Wörtern und 8058 Zeichen  - beides somit wesentlich umfangreicher als die 280 Zeichen, die die Aufmerksamkeitsgrenze des aktuellen US-Präsidenten zu bilden scheinen. Die Declaration of Independence wurde im Wesentlichen von Thomas Jefferson (3. Präsident der Vereinigten Staaten) verfasst, doch der 45. Präsident der Vereinigten Staaten vermag sie vielleicht noch nicht einmal zu lesen. Dazwischen liegen Welten - nicht bloß zeitliche, sondern hauptsächlich intellektuelle.