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25. Juni 2019, von Michael Schöfer
Selbstreflexion absolute Fehlanzeige


Der Mann hat's nicht so mit Zahlen, Polizeigewerkschafter Rainer Wendt schreibt auf Facebook: "Friedrich Merz im Interview: Wir verlieren Teile von Bundeswehr und Polizei an die AfD. Rainer Wendt: Das ist die Untertreibung des Jahres. Die Union hat große Teile der gesamten Bevölkerung an die AfD verloren, das ist das Problem!" Und er fügt hinzu: "Mehr als 6 Millionen Wählerstimmen bei der letzten Bundestagswahl für die AfD…" Man soll die AfD zwar nicht kleinreden, aber Wendt neigt auch hier zu seinen üblichen Dramatisierungen. Die Fakten: Bei der Bundestagswahl 2017 waren 61,69 Mio. Deutsche wahlberechtigt, davon haben 46,98 Mio. tatsächlich abgestimmt, die AfD hat insgesamt 5,88 Mio. Zweitstimmen bekommen (= 12,6 %). Bei der Europawahl 2019 das Gleiche: 61,60 Mio. Wahlberechtigte, 37,81 Mio. Wählerinnen und Wähler und 4,10 Mio. Stimmen für die Rechtspopulisten (= 11,0 %). Ganz so schlimm ist es also nicht. Und Selbstreflexion, welchen Anteil Rainer Wendt an der durchaus beklagenswerten Entwicklung hat (O-Ton Wendt: "Ich kann jeden verstehen, der sagt, dies ist überhaupt kein Rechtsstaat mehr" und "Die Staatsführung schert sich nicht um die Einhaltung des Rechts"), natürlich absolute Fehlanzeige.