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| Impressum 02. Februar 2020, von Michael Schöfer Palästinensische Homelands Nehmen wir an, Ihr Nachbar dringt gewaltsam in Ihre Eigentumswohnung ein und nimmt zwei von insgesamt vier Zimmer in Beschlag. Er richtet sich darin dauerhaft ein und begrenzt obendrein die Zeit, die Sie in der Küche und im Bad verbringen dürfen. Nachdem er immer mehr Möbel in den besetzten Zimmern unterbringt, schließt er mit dem Hausverwalter den "Deal des Jahrhunderts" ab. Dem
grandiosen Vorschlag zufolge soll Ihr Nachbar künftig die
beiden Zimmer als Eigentum zugesprochen bekommen. Sie, der
ursprüngliche Wohnungsbesitzer, waren zwar nicht an den
"Verhandlungen" beteiligt, trotzdem will man sich Ihnen
gegenüber großzügig zeigen: Wenn Sie bereitwillig mitspielen
und auf jede weitere Klage vor Gericht verzichten, bekommen
Sie die verbleibenden zwei Zimmer zugesprochen. Ist das nicht
ein fabelhaftes Angebot? Außerdem installiert Ihnen der
Hausmeister als Ersatz für die Küche und das Bad ein
Waschbecken. "Mit Warmwasser", bemerkt der Nachbar gönnerhaft.
"Sie brauchen dafür keinen müden Cent zu bezahlen. Sorry, aber
Ihr Nachbar muss ja irgendwo kochen und duschen, das werden
Sie hoffentlich verstehen. Und der Platz reicht nun mal nicht
für alle", fügt der Hausverwalter hinzu. Anschließend droht er
Ihnen unmissverständlich: Wenn Sie weiterhin protestieren,
verlieren Sie vielleicht die ganze Wohnung.
Was wie der unwirkliche Beginn eines Romans von Franz Kafka aussieht, ist leider bittere Realität, denn genau so sieht der "Deal des Jahrhunderts" aus, den die USA und Israel vereinbart haben. Ohne Beteiligung der Palästinenser, versteht sich. Das, was denen dann noch als Besitz verbleibt, erinnert stark an die südafrikanischen Homelands während der Apartheid. Palästinensische Homelands eben. Kein Wunder, dass dieser Plan praktisch bloß von Donald Trump und Benjamin Netanjahu enthusiastisch begrüßt wird. Der Rest der Welt ist geschockt und schüttelt ungläubig den Kopf. Zu Recht, denn auf diese Art und Weise erreicht man das Gegenteil der gewünschten Befriedung. Die Filetstücke für die Israelis, für die Palästinenser dagegen nur die Brosamen - das ist sicherlich nicht die Lösung, auf die alle gewartet haben, sondern vielmehr blanke Stümperei. Wahre Staatskunst sieht anders aus, Trump wird damit kaum in den Pantheon eingehen. Friedensnobelpreis? Kann er wohl endgültig vergessen! |