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25. Februar 2021, von Michael Schöfer
Gratis ist bekanntlich nicht immer besser


"Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen will die Bildung an den Schulen mit digitalen Lerninhalten fördern - und hat zu diesem Zweck eine Drei-Jahres-Lizenz für das Brockhaus Online-Nachschlagewerk für 2,6 Millionen Euro erworben. Das sorgt für Unverständnis und Kritik." [1] Schließlich gibt es Wikipedia, und das auch noch gratis, lauteten zahlreiche, teils hämische Kommentare. Das Urteil stand daher schnell fest: reine Geldverschwendung!

Doch die entscheidende Frage lautet: Wie zuverlässig ist Wikipedia im Vergleich zum Brockhaus? Und gerade hier gibt es berechtigte Zweifel an Wikipedia. Manche Wikipedia-Artikel wurden nämlich von engagierten, aber weit übers Ziel hinausschießenden Autoren gewissermaßen gekapert, was die Fehlerbereinigung erschwert. Bei Wikipedia gilt offiziell der Grundsatz: "Die Pflicht, Informationen zu belegen, liegt bei dem, der sie im Artikel haben möchte, nicht bei dem, der sie in Frage stellt." [2] Doch wenn Autoren diesen Grundsatz ignorieren, greift Wikipedia leider nicht ein. Das soll die Community selbst regeln, was allerdings nicht funktioniert. [3]

Daher existieren in Wikipedia weiterhin Fehler, die dort eigentlich nicht hingehören. Freies Wissen ist sicherlich nicht schlecht, aber es sollte auf nachprüfbaren Tatsachen beruhen, keinesfalls auf unbelegten Behauptungen. Vermutlich hat NRW dem Brockhaus diesbezüglich eine professionellere Haltung und eine daraus resultierende geringere Fehlerhäufigkeit unterstellt. Insofern ist das Geld gerade mit Blick auf die Qualität der Bildung gut angelegt.

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[1] ComputerBase vom 19.02.2021
[2] Wikipedia, Belege
[3] siehe Wikipedia und die Hüter der Wahrheit vom 27.04.2018