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03. Dezember 2021, von Michael Schöfer
Wundermittel gegen Corona?


Kennen Sie den Science-Fiction-Film "Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All"? Der ist von 1971, beruht auf dem gleichnamigen Roman von Michael Crichton und handelt von einem Satelliten-Absturz in der Nähe eines Dorfes in New Mexico. Der Satellit ist mit einem extraterrestrischen Organismus kontaminiert, der sämtliche Einwohner des Dorfes tötet. Alle sterben - bis auf ein schreiendes Baby und einen alten Säufer, denen der Erreger wie durch ein Wunder nichts anhaben kann. Das Rätsel wird natürlich am Ende gelöst: Saufen und Schreien machen immun.

Lassen wir das auf Dauer äußerst nervenaufreibende Schreien mal beiseite: Soll ich dem RKI mitteilen, dass täglich fünf Gläser Gin Tonic (auf Staatskosten, versteht sich) ebenfalls gegen Corona helfen könnten? Die Kneipen erklären wir dann kurzerhand zu Impfzentren, davon gibt es ja mehr als genug, im Ruhrpott sogar an jeder Ecke. Das wäre nicht nur innovativ, sondern würde auch den jammernden Gastronomen helfen. Zudem käme das den Staat im Vergleich zu Biontech oder Moderna bestimmt viel billiger. Karl Lauterbach und die Ständige Impfkommission würden zwar Bedenken wegen den von ihnen befürchteten Langzeitfolgen anmelden, die aber der designierte Bundesfinanzminister Christian Lindner hundertpro als völlig irrelevant vom Tisch wischt, weil bei diesem genialen Vorschlag die Schwarze Null meisterlich mit dem Angenehmen harmoniert. Eine in der Politik äußerst selten anzutreffende Konstellation.

Ich bin sicher, dass unter solchen Umständen selbst der hartnäckigste Impfverweigerer mitzieht. Reichsbürger werfen endlich ihre Pseudoflaggen und -reisepässe fort, da in diesen Kreisen ohnehin viel getrunken wird. Und falls Gin Tonic wider Erwarten doch nicht hilft, hatten wir wenigstens eine lustige Pandemie. Oder wie ein gewisser Curd Jürgens gesagt haben soll: "Wenn morgen die Welt untergeht, ist es doch netter, wenn ich ein Glas Whisky in der Hand halte als ein Glas Mineralwasser." Okay, mit Whisky könnte man es auch mal versuchen.

Disclamer: Liebe Schwurbler, so gerne ich dem Gedanken einer staatlich finanzierten Alkoholorgie nahetreten würde, dies ist trotzdem KEIN ERNSTGEMEINTER Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie. Deshalb will ich morgen in den Boulevardblättern keine Schlagzeilen à la "Saufen schützt vor der Triage" lesen. Nein, auch wenn es so bitter ist wie der Whisky von Curd Jürgens, momentan hilft nur Kontaktreduzierung und Impfen. Mit echten Vakzinen, nicht mit Gin Tonic. Schade eigentlich….