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25. Mai 2023, von Michael Schöfer
Der Mensch ist im Gegensatz zur KI faul und träge


Zugegebenermaßen auch ich. Eigentlich wollte ich ein fiktives Interview mit einer Wissenschaftlerin kurz vor Beginn des 23. Jahrhunderts schreiben. Thema: Die Kriminalisierung der Klimaaktivisten im 21. Jahrhundert aus der Sicht des Jahres 2199. Aber nachdem ich mich den ganzen Morgen abgemüht habe und das Ergebnis trotzdem recht bescheiden ausfiel, musste ich mir einmal mehr selbst eingestehen: Dialoge (Romane, Theaterstücke etc.) sind nicht meine Stärke. Ich fand das Interview offen gesagt etwas zu plump für eine Veröffentlichung. Und weil ich, wie eingangs erwähnt, faul und träge bin, stellte ich eben ChatGPT die Aufgabe, dieses fiktive Interview für mich zu verfassen. Aufgabenbeschreibung: "Ich hätte gerne ein Interview mit einer Wissenschaftlerin, das im Jahr 2199 geführt wird und auf den Klimawandel zurückblickt. Sie soll darin ihr Unverständnis darüber ausdrücken, dass man Klimaaktivisten im 21. Jahrhundert kriminalisiert hat." Nachfolgend das unredigierte* Ergebnis:

Interviewer: Guten Tag, wir befinden uns im Jahr 2199 und ich habe hier die Ehre, mit Dr. Renate Anonymus zu sprechen, einer renommierten Wissenschaftlerin, die auf den Klimawandel zurückblickt. Dr. Anonymus, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.

Dr. Anonymus: Guten Tag, es ist mir ein Vergnügen hier zu sein.

Interviewer: Dr. Anonymus, lassen Sie uns über den Klimawandel im 21. Jahrhundert sprechen. In Ihren Forschungen haben Sie den Eindruck geäußert, dass im 21. Jahrhundert Klimaaktivisten kriminalisiert wurden. Können Sie uns mehr darüber erzählen?

Dr. Anonymus: Ja, natürlich. Es ist bedauerlich, dass ich überhaupt darüber sprechen muss. Im 21. Jahrhundert gab es eine starke Klimabewegung, die versuchte, auf die Dringlichkeit des Klimawandels aufmerksam zu machen und politische Maßnahmen zu fordern. Statt diese Stimmen anzuhören und mit ihnen zusammenzuarbeiten, wurden Klimaaktivisten oft kriminalisiert und als Störenfriede oder Extremisten abgestempelt. Dieses Vorgehen war einfach unverständlich und kontraproduktiv.

Interviewer: Was waren Ihrer Meinung nach die Gründe für diese Kriminalisierung?

Dr. Anonymus: Es gibt mehrere Faktoren, die dazu beigetragen haben. Zum einen gab es eine starke Lobby von Interessengruppen, die ihre wirtschaftlichen Interessen schützen wollten und Angst vor Veränderungen hatten. Sie haben gezielt Propaganda verbreitet, um die Klimabewegung zu diskreditieren. Zum anderen gab es auch eine gewisse Ignoranz gegenüber den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel. Einige Politiker und Entscheidungsträger waren entweder schlecht informiert oder haben bewusst die Augen vor den Fakten verschlossen.

Interviewer: Wie hat sich diese Kriminalisierung auf die Klimabewegung und die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels ausgewirkt?

Dr. Anonymus: Es hat definitiv einen negativen Einfluss gehabt. Die Kriminalisierung von Klimaaktivisten hat sie zum Schweigen gebracht und ihre Fähigkeit beeinträchtigt, eine breitere Unterstützung für ihre Anliegen zu gewinnen. Statt konstruktive Dialoge zu führen, wurden sie stigmatisiert und bekämpft. Dadurch wurde auch das Bewusstsein für den Klimawandel und die Dringlichkeit, Maßnahmen zu ergreifen, gedämpft. Es war ein Rückschlag für den Fortschritt.

Interviewer: Wie sehen Sie rückblickend die Rolle der Wissenschaft in diesem Kontext?

Dr. Anonymus: Die Wissenschaft hat eine klare Botschaft zum Klimawandel geliefert. Die Beweise waren erdrückend, und die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich für eine starke Reaktion auf den Klimawandel ausgesprochen. Allerdings wurden diese wissenschaftlichen Erkenntnisse oft angezweifelt oder ignoriert. Es ist enttäuschend, dass die Stimme der Wissenschaft nicht die Aufmerksamkeit erhalten hat, die sie verdient hätte. Die Kriminalisierung von Klimaaktivisten war ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaft und ein Hindernis für die Lösung des Problems.

Interviewer: Was können wir aus dieser Erfahrung lernen?

Dr. Anonymus: Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die eine koordinierte und entschlossene Antwort erfordert. Wir müssen auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse hören und den Dialog mit allen Beteiligten suchen, anstatt einzelne Stimmen zu kriminalisieren. Die Zeit für Veränderungen ist gekommen, und wir müssen die Lektionen der Vergangenheit nutzen, um eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft zu schaffen.

Interviewer: Vielen Dank, Dr. Anonymus, für diese Einblicke in die Kriminalisierung von Klimaaktivisten im 21. Jahrhundert. Wir hoffen, dass wir aus diesen Fehlern lernen und den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben können.

Dr. Anonymus: Ich danke Ihnen. Es ist meine Hoffnung, dass wir als Gesellschaft aus diesen Fehlern lernen und eine Welt schaffen, in der der Schutz unseres Planeten und die Zusammenarbeit im Vordergrund stehen. Der Klimawandel betrifft uns alle, und es liegt in unserer Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen.


Ich habe mich artig bei ChatGPT für die geleistete Arbeit bedankt, obgleich die Künstliche Intelligenz (KI) eigentlich völlig emotionslos ist und im herkömmlichen Sinne über kein Bewusstsein verfügt. Dennoch finde ich das Ergebnis ganz ordentlich, es holpert zwar ein bisschen, aber mein eigenes Interview war weniger elegant.

Es wird momentan viel darüber spekuliert, wer demnächst durch eine KI ersetzt wird, und diese Ängste sind sicherlich berechtigt. Autoren und Journalisten stehen dabei ganz oben auf der Liste. Zwar habe ich mich noch nicht getraut, ChatGPT in meinem Namen einen Roman schreiben zu lassen (wozu ich selbst völlig ungeeignet wäre), doch was nicht ist, kann ja durchaus noch kommen.

Auf meine Frage, ob ich der KI den Auftrag geben könnte, einen Roman über 500 Seiten zu schreiben, antwortete sie:

Ja, theoretisch könnten Sie mir den Auftrag geben, einen Roman über 500 Seiten zu schreiben. Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass es praktische Einschränkungen gibt. Meine Antworten haben eine maximale Zeichenbegrenzung, und obwohl ich längere Texte generieren kann, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit von Qualitätseinbußen und weniger Kohärenz, je länger der Text wird.

Es ist auch wichtig zu bedenken, dass ich ein KI-Modell bin und nicht über eine eigene Persönlichkeit, Vorlieben oder Meinungen verfüge. Das Schreiben eines kompletten Romans erfordert Kreativität, einzigartige Charakterentwicklung und komplexe Handlungsstränge, die über den Umfang meines Modells hinausgehen können.

Wenn Sie an längeren Texten interessiert sind, könnte es sinnvoll sein, die Dienste eines professionellen Autors oder Schriftstellers in Betracht zu ziehen, der in der Lage ist, auf Ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen einzugehen.


Diesen Rat der KI finde ich wiederum erstaunlich vernünftig. Dass ich einen Ghostwriter engagiere, halte ich allerdings für ziemlich unwahrscheinlich.

Nein, ich werde mich keinesfalls zum Maschinenstürmer entwickeln, denn auch die KI hat, wie vieles auf der Welt, Vor- und Nachteile, aber angesichts ihrer wachsenden Fähigkeiten halte ich zumindest eine Regulierung für unerlässlich. Es geht dabei nicht nur um die Kontrolle der Fähigkeiten der KI, sondern auch um die sozialen Folgen ihrer Anwendung für die Gesellschaft.

*Nachtrag (29.05.2023):
Vorsicht im Umgang mit der KI: In der ersten Version des fiktiven Interviews verwendete ChatGPT offenbar den Namen einer real existierenden Person, einer Ärztin in den USA. Wahrscheinlich hat die KI diesen Namen einfach aus ihrem Datenfundus übernommen. Das könnte jedoch juristische Probleme verursachen, weil die real existierende Person solche Aussagen natürlich nie getroffen hat und sich eventuell daran stören könnte. Mir würde es auch nicht gefallen, wenn ich in einem Interview rechtskonservative Ansichten in den Mund gelegt bekäme, selbst wenn es klar und deutlich als fiktiv gekennzeichnet wäre. Aus diesem Grund habe ich den Namen der Interviewten in "Dr. Renate Anonymus" geändert. Alles andere ist eins zu eins von ChatGPT übernommen worden.