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11. August 2023, von Michael Schöfer
Autokraten wollen immer mit dem Kopf durch die Wand

Das Problem von Autokraten ist, dass sie - wenn überhaupt - bestenfalls im engsten Kreis eine Diskussion mit der ergebnisoffenen Erörterung des Für und Wider zulassen. Doch letztlich haben sie die Macht, ihren Willen, sei er auch noch so falsch, gegen alle Widerstände durchzusetzen, schließlich ist genau das für Autokratien charakteristisch. Nicht wundern sollten sie sich allerdings, wenn andere dabei nicht mitspielen, dennoch tun sie es. "Huch, die wehren sich ja", dürfte ein verdatterter Wladimir Putin gedacht haben, als seine Truppen in der Ukraine auf hartnäckigen Widerstand stießen und sich unter hohen Verlusten teilweise wieder zurückziehen mussten. Wäre der türkische Präsident Erdogan ein guter Verbündeter gewesen, hätte der Westen vielleicht ein gesteigertes Interesse daran, der türkischen Wirtschaft auf die Beine zu helfen. Erdogan hat es jedoch vorgezogen, seine Verbündeten andauernd vor den Kopf zu stoßen. Xi Jinping wiederum hat sich die ökonomischen Probleme seines Landes ebenfalls selbst zuzuschreiben, seine Gegner können eine gewisse Schadenfreude nur schwer verbergen. Das ist nachvollziehbar. Die schier endlosen Diskussionen in der Demokratie mögen vielen auf den Keks gehen, aber das ständige Aushandeln des einzuschlagenden Weges bietet wenigstens die Gewähr, dass alles und jeder hinterfragt wird und sich ggf. korrigieren muss. Autokraten wollen immer mit dem Kopf durch die Wand. Und nicht selten ist die Wand stärker. Zumindest auf lange Sicht.