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| Impressum 14. August 2023, von Michael Schöfer Frei sein heißt frei wählen zu dürfen Wir
sind freie Bürger in einer freiheitlichen Gesellschaft.
Zumindest theoretisch. Allerdings stellt man immer wieder
fest, dass sich andere der Freiheit des Einzelnen gerne in den
Weg stellen. Als etwa der Bikini erfunden wurde, meldeten sich
erwartungsgemäß prompt die Moralapostel zu Wort: Kein Mädchen
mit Takt und Anstand würde so etwas tragen, hieß es damals.
Und damit die "Mädchen mit Takt und Anstand" nicht doch auf
dumme Ideen kommen, wurde die knappe Badebekleidung
vorsorglich an vielen Stränden verboten, schließlich waren
Anstand und Sitte in allerhöchster Gefahr. Neuerdings ist aber
nicht zu knappe Badebekleidung das Problem, sondern eine, die
zu viel nackte Haut bedeckt. Im Freibad der Stadt Daaden
(Rheinland-Pfalz) ist nämlich der Burkini verboten, wie der
SWR berichtet. [1]
Angeblich um Infektionen vorzubeugen, doch das ist offenbar
eine faule Ausrede.
Der
Burkini stört - wen auch immer. In Daaden sei kurze
Badebekleidung üblich. Basta! Diese Aussage hätte wiederum vor
70 Jahren die Moralapostel auf die Palme gebracht. Anstand und
Sitte waren von jeher relativ und sind einem beständigen
Wandel unterworfen. Schon allein von daher ist die Frage
keineswegs unberechtigt: Ist es wirklich die Aufgabe des
Staates, seinen Bürgern Bekleidungsvorschriften zu machen?
Meiner Meinung nach nicht, denn wie ich mich kleide zählt zur
freien Entfaltung der Persönlichkeit. Frei sein heißt frei
wählen zu dürfen und sich nicht nach selbsternannten
Moralaposteln richten zu müssen. Wer verhüllt baden will, soll
es tun. Ebenso, wer es knapp bekleidet tun will. Wo ist, außer
im Auge des anmaßenden Betrachters, das Problem?
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[1] SWR vom 14.08.2023
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