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14. November 2023, von Michael Schöfer
Und sage später keiner, er habe es nicht gewusst


Die Parallelen zwischen Hitler und Trump sind mittlerweile so offenkundig, dass allein der Gedanke, dieser furchtbare Mensch könnte 2024 tatsächlich wieder zum US-Präsidenten gewählt werden, jeden erschaudern lassen müsste. Hitler und Trump unterscheiden sich zwar in der zeitlichen Abfolge ihres Werdegangs, jedoch immer weniger in ihren erklärten Absichten. Adolf Hitler unternahm 1923 mit seinem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle einen Putschversuch gegen die demokratisch gewählte Reichsregierung der Weimarer Republik, war damals aber noch weit von der wirklichen Machtübernahme entfernt, die bekanntlich erst 1933 erfolgte. Donald Trump hingegen wurde 2016 legal als US-Präsident gewählt, versuchte jedoch 2021 einen Staatsstreich, weil er die Präsidentschaftswahl gegen Joe Biden verloren hatte. In ihrer Sprache gleichen sie sich immer stärker an, was durchaus Rückschlüsse auf die Absichten von Donald Trump erlaubt.

Den Ex-Präsidenten beschreiben viele als narzisstische Persönlichkeit, und Narzissten werden oft als besonders rachsüchtig charakterisiert. Von daher muss man in der Tat befürchten, dass sich der Republikaner nach der Wiederwahl an seinen Gegnern rächt. Genau wie Hitler kündigt er seine Verbrechen sogar vorher an, bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat New Hampshire sagte Trump: "Wir werden die Kommunisten, Marxisten, Faschisten und linksradikalen Gangster ausrotten, die wie Ungeziefer in den Grenzen unseres Landes leben, die lügen, stehlen und bei Wahlen schummeln und alles in ihrer Macht Stehende unternehmen werden - legal oder illegal -, um Amerika zu zerstören und den amerikanischen Traum zu zerstören." [1] "Ausrotten" darf man nicht als Metapher verstehen, sondern sollte sie wörtlich nehmen.

"Als 'Ungeziefer', Parasiten oder Schädlinge bezeichnen vor allem totalitäre Ideologien und Regime vermeintliche oder wirkliche Gegner:innen. Diese Form der verbalen Diffamierung bereitete sowohl in den stalinistischen Säuberungsprozessen als auch in der nationalsozialistischen Judenverfolgung die physische Vernichtung vor. Die Entmenschlichung von Verfolgten, indem man sie zu 'Ungeziefer' erklärt, ist in totalitären Regimen stets der erste Schritt zur Vernichtung. Wer 'Ungeziefer' ausrottet, begeht keinen Mord an Menschen", erläutert die Schweizer GRA Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus. [2]

Hitler schrieb Mitte der zwanziger Jahre über die Juden: "Er [der Jude] ist und bleibt der ewige Parasit, ein Schmarotzer, der wie ein schädlicher Bazillus sich immer mehr ausbreitet, sowie nur ein günstiger Nährboden dazu einlädt. Die Wirkung seines Daseins aber gleicht ebenfalls der von Schmarotzern: wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk nach kürzerer oder längerer Zeit ab." [3] Wohin die Reinigung des "Volkskörpers" von den vermeintlichen "Parasiten" führte, ist allgemein bekannt: in die Konzentrations- und Vernichtungslager.

Die Herabwürdigung als "Ungeziefer" löst Assoziationsketten aus, die dann folgerichtig bei der Ungezieferbekämpfung enden. Wer daher Menschen mit Schädlingen gleichsetzt, greift bewusst auf die unselige Tradition der Nationalsozialisten zurück, selbst wenn er diesmal Andersdenkende und keine Juden als Ziel auserkoren hat. Hitler habe man ursprünglich nicht ernst genommen, beklagten überlebende Zeitzeugen, dieser Fehler darf bei Trump nicht passieren.

Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis setzte die Verfolgung politischer Gegner ein. Falls die Republikaner 2024 die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses erringen sollten (der Supreme Court, die höchste Instanz der dritten Staatsgewalt, ist bereits fest in ihrer Hand), steht das Überleben der Demokratie auf dem Spiel. Und das nicht nur in den USA, sondern weltweit. Man kann nicht laut genug vor Donald Trump warnen. Und sage später keiner, er habe es nicht gewusst.

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[1] Der Standard vom 13.11.2023, Hervorhebung durch d. Verf., im Original siehe YouTube-Video ab 11:02 Min.
[2] GRA, Ungeziefer
[3] Adolf Hitler, Mein Kampf, Seite 334

Nachtrag (14.11.2023, 18:00 Uhr):
Unglaublich, Donald Trump wird immer ungehemmter und hat nachgelegt. "Die Kritiker, so ließ er seinen Sprecher Steven Cheung erklären, seien schlichtweg geistesgestört: 'Ihre traurige, armselige Existenz wird zerquetscht werden, wenn Präsident Trump ins Weiße Haus zurückkehrt.'" Sonderermittler Jack Smith und sein Team"würden nach seiner Wiederwahl in eine psychiatrische Klinik eingewiesen". [4] Trump gehört nicht ins Weiße Haus, sondern in den Knast, er ist eine Gefahr für die gesamte Menschheit.

[4] RND vom 14.11.2023