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| Impressum 14. Mai 2024, von Michael Schöfer Wollen wir das wirklich riskieren? Der Auschwitz-Überlebende Primo Levi (1919-1987) hat zeitlebens davor gewarnt: "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben. Es kann geschehen, überall." So gesehen muss man angesichts der Wahlergebnisse und den Umfrageerfolgen der AfD mit allem Nachdruck fragen: Sind die Wähler verrückt geworden? Wollen sie wirklich riskieren, dass sich Geschichte wiederholt? Ausgerechnet in Deutschland? "Das Oberverwaltungsgericht Münster hat die Einstufung der AfD-Bundespartei als rechtsextremistischen Verdachtsfall durch das Bundesamt für Verfassungsschutz in zweiter Instanz für rechtmäßig erklärt. Es gebe tatsächliche Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen der AfD." [1] "Björn Höcke und seine Partei, die Alternative für Deutschland, AfD, sind nicht erst seit dem Strafprozess gegen ihn umstritten. Der ehemalige Geschichtslehrer bezieht sich immer wieder auf die Zeit des Nationalsozialismus. Die Nationalsozialisten unter ihrem selbsternannten faschistischen 'Führer' Adolf Hitler von 1933 bis 1945 ermordeten über sechs Millionen europäische Juden und verantworteten mit dem Zweiten Weltkrieg einen der folgenreichsten Kriege der Weltgeschichte", schreibt die Deutsche Welle. [2] Doch es geht keineswegs nur darum, ob Rechtsextremisten, in Deutschland erneut an den Schalthebeln der Macht sitzend, ein zweites Auschwitz errichten oder einen dritten Weltkrieg vom Zaun brechen. Es geht vor allem darum, wie sie politische Gegner behandeln könnten. Wer mehr darüber erfahren will, wie die Nazis gleich nach ihrer Machtübernahme am 30. Januar 1933 über Andersdenkende (keineswegs bloß über Juden) hergefallen sind, dem kann ich zwei sehr aufschlussreiche Bücher empfehlen: ● Klaus Schönhoven, Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht Darin zeichnet der Historiker das Schicksal der Mitglieder der SPD-Reichstagsfraktion nach, die sich als Einzige dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 widersetzten. ● Eugen Kogon, Der SS-Staat Kogon war selbst jahrelang in Buchenwald inhaftiert, sein bereits 1946 erschienenes Buch gilt nach wie vor als Standardwerk über die Konzentrationslager. Das erste KZ errichteten die Nazis übrigens schon am 3. März 1933. Auch bei Kogon wird deutlich, dass sie nicht nur Juden unterdrückten, sondern Andersdenkende aller Schattierungen (z.B. Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen, Zeugen Jehovas) und obendrein auch diejenigen, die sie als abartig und lebensunwert einstuften (z.B. Homosexuelle, Behinderte). Von der nach Kriegsbeginn erfolgten Behandlung der Kriegsgefangenen ganz zu schweigen. Es ist für den Leser kaum auszuhalten, wenn Kogon den harten Alltag der KZ-Häftlinge und den ungehemmten Sadismus der SS schildert. Nun ist es vielleicht, ich betone vielleicht, falsch und unfair, der AfD die gleichen Absichten zu unterstellen, die damals die NSDAP hatte. Aber wollen wir das wirklich riskieren? Lieber nicht. Wenn sie an der Macht ist, könnte es möglicherweise zu spät sein. Denn was ist von einer Partei zu erwarten, deren Abgeordnete Menschen "entsorgen" wollen und die ankündigen, hierzulande nach ihrer Machtübernahme einmal gründlich "aufräumen" oder "ausmisten" zu wollen? [3] Wie die Warnung von Primo Levi ist nämlich auch die von Bert Brecht aktueller denn je: "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!" ----------
[1]
LTO, Die juristische Presseschau vom
14.05.2024, Hervorhebung von mir
[2]
DW vom 13.05.2024, Björn Höcke: Ein
"Faschist" als Ministerpräsident?
[3] Deutschlandfunk vom 29.10.2015
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