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| Archiv | Impressum 07. Juli 2025, von Michael Schöfer Eine Tragödie nicht nur für die Wissenschaft Wenn morgen der Supervulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark explodiert, ist es bestimmt die Schuld von Joe Biden. Es verwundert wenig, dass die Regierung von Donald Trump die Flutkatastrophe am Guadalupe River in Texas politisch instrumentalisiert. Keine Lüge ist dumm genug, um sie dennoch zu verwenden. Und der Regierung Trump ist bekanntermaßen keine Niedertracht fremd. Kristi Noem, Ministerin für Heimatschutz, stänkerte gegen Joe Biden: "Trump 'arbeitet daran, die Technologien zu erneuern, die vernachlässigt wurden', sagte sie über den Wetterdienst." [1] Gemeint war die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten. Natürlich ist dabei völlig unerheblich, dass die NOAA unter der Regierung Trump bereits Hunderte ihrer Mitarbeiter verloren hat und Haushaltsmittel vorenthalten bekam. Aber es kommt noch schlimmer: Die NOAA wird für 2026 voraussichtlich nur noch ein stark reduziertes Budget zur Verfügung gestellt bekommen, das die komplette Einstellung der Finanzierung von klimadominierten Forschungs-, Daten- und Förderprogrammen vorsieht. "Bei Zustimmung des Kongresses würden die Ausgaben der NOAA um 30 Prozent (ca. 2 Milliarden US-Dollar) und die der 12.000 Mitarbeiter um 18 Prozent gesenkt", schreibt USA TODAY. [2] So sieht Trumps Arbeit wirklich aus. Der Kongressabgeordnete Joe Neguse und der Senator Michael Bennet (beide Demokraten) erklärten in einer gemeinsamen Pressemitteilung: "Diese sinnlosen vorgeschlagenen Finanzierungskürzungen hätten verheerende Auswirkungen im ganzen Land und würden die Wissenschaft schädigen, auf die unsere Forschungsgemeinschaften für kommende Generationen angewiesen sind. (…) Die wichtige Arbeit, die die Forscher täglich bei der NOAA und ihren Cooperative Institutes leisten, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihre Arbeit ist für die persönliche Sicherheit und das tägliche Leben aller Amerikaner unerlässlich." [3] Wie wichtig für die persönliche Sicherheit, zeigte sich schon einen Tag später bei der Flutkatastrophe am Guadalupe River. Die National Oceanic and Atmospheric Administration, übrigens 1970 unter dem Republikaner Richard Nixon gegründet, betreibt auf dem Mauna Loa/Hawaii eine CO2-Messstation mit der längsten kontinuierlichen Zeitreihe der CO2-Messungen. Doch die Erfassung der Daten ist aufgrund der angekündigten Streichung von Haushaltsmitteln durch die Trump-Administration massiv bedroht, vielleicht muss die NOAA die Messstation sogar schließen, wodurch wichtige Klimadaten künftig nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Die NOAA warnt seit langem vor den Auswirkungen des von Menschen verursachten Klimawandels, der auch für die Zunahme und Intensität solcher Starkregenereignisse wie in Texas verantwortlich ist. Das ist dem US-Präsidenten natürlich ein Dorn im Auge, denn der Klimawandel ist seiner Meinung nach eine Erfindung der Chinesen, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden. Fakten interessieren ihn wenig, aber sie stören ihn, wenn sie nicht in sein beschränktes Weltbild passen. Donald
Trump benimmt sich wie ein kleines Kind, das die Hand vor die
Augen hält und glaubt, damit seien auch die Gefahren
verschwunden, vor denen es sich fürchtet. Aber egal wie dick
die Hand ist, der Klimawandel lässt sich davon naturgemäß
nicht beeindrucken. Die Temperaturen steigen und steigen,
selbst wenn Donald Trump noch so oft trotzig auf dem Teppich
des Oval Office herumstampfen mag. Trumps
Realitätsverweigerung muss allerdings die Bevölkerung
ausbaden. Eine Tragödie nicht nur für die Wissenschaft.
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[1]
Süddeutsche vom 07.07.2025 (Paywall)
[2]
USA TODAY vom 01.07.2025
[3] Kongressbüro von Joe Neguse,
Pressemitteilung vom 03.07.2025
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