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| Archiv | Impressum 19. September 2025, von Michael Schöfer Leider muss man es so nüchtern betrachten The land of the free and the home of the brave? (Das Land der Freien und die Heimat der Tapferen?) Lachhaft! Die Nationalhymne der USA lügt. Richtig ist vielmehr: The land of the unfree and the home of cowards. (Das Land der Unfreien und die Heimat der Feiglinge.) Denn alle kuschen vor dem Möchtegern-Diktator Donald Trump: Kongress, Supreme Court und Unternehmen. Warum eigentlich? Jetzt hat ABC (American Broadcasting Company) auf höhere Weisung hin die Show von Jimmy Kimmel abgesetzt. Die Kommunistische Partei Chinas handelt genauso. Das muss diese Meinungsfreiheit sein, die Vizepräsident JD Vance insbesondere in Europa als bedroht ansieht. Im Gegensatz dazu muss man sich um die im 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten verankerte Rede- und Pressefreiheit natürlich keine Sorgen machen. Solange alle sagen, was US-Präsident Donald Trump hören will, gibt es keinerlei Beschränkungen. Garantiert. Wenn man in Deutschland den Kapitalismus kritisiert, bekommt man in der Regel gesagt: Wollen Sie etwa die Demokratie abschaffen? Ganz so, als sei beides, Kapitalismus und Demokratie, dasselbe. Ist es aber nicht. Deutschland ist laut Grundgesetz ein demokratischer und sozialer Bundesstaat, die kapitalistische Wirtschaftsordnung genießt keinen Bestandsschutz, sie wird im Grundgesetz nicht einmal erwähnt. In den USA bekommen wir momentan vorgeführt, wie sich der Kapitalismus unbekümmert der Demokratie entledigt. Tech-Milliardäre sind angeblich für die Meinungsfreiheit, aber genau besehen nur für die Meinungsfreiheit von ihresgleichen. Das Volk hat ihrer Auffassung nach zu kuschen, zumindest falls es abweichende Meinungen vertreten sollte. Die "Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk" (Abraham Lincoln) ist in den Augen der Milliardäre entbehrlich. Bei der Frage "Meinungsfreiheit versus Profite" stehen selbstverständlich Letztere ganz oben auf der Rangliste, entsprechend knickt man ängstlich vor dem orangenen Möchtegern-Diktator ein. Das ist nicht erbärmlich, sondern vielmehr die logische Folge eines Wirtschaftssystems, das Demokratie nur simuliert (solange das nützlich erscheint), aber im Konfliktfall nicht wirklich lebt. Und Donald Trump ist der Konfliktfall schlechthin. Vielleicht muss es ja zunächst eine Katastrophe geben, bevor sich die Verhältnisse wieder bessern. Und leider wird diese Frage weder im Fernsehen noch in den Zeitungsspalten entschieden, sondern allein auf dem Gebiet der Wirtschaft. Sollte sich Trumps Politik für seine Wähler und die Unternehmen als ökonomisch schädlich erweisen, ist Widerstand zu erwarten. Aber eben erst dann. Für Demokratie und Meinungsfreiheit geht im Land der Freien und in der Heimat der Tapferen leider nur eine Minderheit auf die Straße. |