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09. November 2005, von Michael Schöfer
Pharisäertum


"Die evangelische Kirche scheint sich auf ihre Rolle als eine politische aktive Kirche zu besinnen, die sich als Stimme der sozial Schwachen begreift", heißt es in einem Bericht über die EKD-Synode [1]. Einen Tag zuvor konnten wir der FR allerdings entnehmen, daß die Diakonie in Hessen und Nassau ihren Mitarbeitervertretungen die Gewerkschaftsarbeit verbieten will. "Mitarbeitervertretungen haben sich jedweder Gewerkschaftstätigkeit zu enthalten!", lautet die Überschrift eines internen Papiers der evangelischen Einrichtung.

Soziale Appelle richten sich offenbar nur an andere. Wie bequem. Vielleicht sollte die EKD-Synode erst vor der eigenen Haustür kehren, bevor man sich als Hüter des Sozialstaats präsentiert. Wer so handelt, wie die evangelische Kirche, macht sich doch total unglaubwürdig. Das Neue Testament sagt dazu: "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Dem ist nichts hinzuzufügen.

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[1] Frankfurter Rundschau vom 09.11.2005