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29. August 2017, von Michael Schöfer
Wechselnde Launen


Die Managementmethoden unterliegen den wechselnden Launen der Betriebswirtschaftler. Mal ist Diversifikation en vogue, ein andermal die Konzentration aufs Kerngeschäft. Der Deutschen Bank war einst das Privatkundengeschäft furchtbar lästig, sie hat es deshalb in die Deutsche Bank 24 auslagert. Später wurde die Trennung der Geschäftsfelder aber wieder rückgängig gemacht. Das Gleiche geschah mit der Postbank. Erst sollte sie abgestoßen werden, bloß um sie in einer mehr oder minder eleganten 180 Grad-Wende wieder mit dem Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank zu verschmelzen. Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln. Stets verbunden mit Unsicherheit bei Beschäftigten und Kunden. Von den Umbaukosten ganz zu schweigen. Und die Deutsche Bank ist nur ein Beispiel unter vielen.

Daran habe ich mich erinnert, als ich das Tohuwabohu über das Kooperationsverbot in der Bildungspolitik gelesen habe. 2006 im Zuge der Föderalismusreform eingeführt, steht aktuell die Forderung im Raum, es wieder abzuschaffen. "Es ist absurd, dass der Bund Schulen in Burundi und Botsuana sanieren darf, aber nicht in Bremen und Böblingen", sagt FDP-Chef Christian Lindner. Er fordert daher eine neue Föderalismusreform. Stimmt absolut, doch das hätte man schon 2006 wissen können, als man das Grundgesetz geändert hat. Nun sind SPD, Linke, Grüne und FDP für die erneute Grundgesetzänderung, CDU und CSU sind allerdings dagegen. Ob sich nach der Bundestagswahl eine Zwei-Drittel-Mehrheit findet? Die ist gegen den Willen der Union wohl kaum durchzusetzen.

Im Bundestagswahlprogramm der fremdenfeindlichen AfD kommt das Wort "Kooperationsverbot" übrigens kein einziges Mal vor. Wenn man gegen Menschen mit Migrationshintergrund hetzt, hat man eben für Sachpolitik keine Zeit.