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11. September 2016, von Michael Schöfer
Warum immer gleich übertreiben?


"Zäh, elegant, unbesiegbar. Eine neue Ära im Frauentennis hat begonnen. Die internationale Presse huldigt der neuen Tennis-Königin." Angelique Kerber hat die US-Open gewonnen und ist ab sofort Weltranglistenerste.

Großartige Leistung, aber warum immer gleich übertreiben? "Wir sind jetzt die Nummer 1 in der Welt, wir sind schon lange die Nummer 1 in Europa. Jetzt kommen die Spieler aus Ostdeutschland noch dazu. Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft über Jahre hinaus nicht zu besiegen sein wird. Es tut mir leid für den Rest der Welt, aber wir werden in den nächsten Jahren nicht zu besiegen sein", sagte ein gewisser Franz Beckenbauer nach dem Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 1990.

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall: Das WM-Finale fand am 8. Juli 1990 statt. Ein Jahr danach, am 5. Juni 1991, verlor Deutschland das EM-Qualifikationsspiel gegen Wales mit 0:1. Ja, gegen Wales! Deutschland verlor obendrein am 26. Juni 1992 das EM-Endspiel gegen Dänemark mit 0:2. Und bei der WM 1994 schied Deutschland schon im Viertelfinale gegen Bulgarien aus. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum acht Niederlagen. So viel zur Unbesiegbarkeit.

Angelique Kerber sollte sich nicht kirre machen lassen, sondern vielmehr auf dem Boden bleiben.