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"Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen."
(George Orwell, 1903-1950,
britischer Schriftsteller)
"Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben."
(André Gide, 1869-1951,
französischer Schriftsteller)
"Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht."
(Abraham Lincoln, 1809-1865,
amerikanischer Politiker)
"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind."
(Kohelet Salomo)



15. Juli 2025, von Michael Schöfer
Manchmal muss Urteilskritik sein


Normalerweise halte ich mich hier mit Kritik an Gerichtsurteilen zurück, weil die Richter meist gute Gründe für ihr Urteil haben und im Gegensatz zu mir bei der Beweisaufnahme dabei waren. Ohne Kenntnis der näheren Umstände und des Angeklagten kann man kaum zu einer angemessenen Bewertung des Falls kommen. Allerdings mache ich heute einmal eine Ausnahme, weil mir zwei, wie ich meine, unverhältnismäßige Urteile aufgestoßen sind.




13. Juli 2025, von Michael Schöfer
Wissenschaftsfeindlichkeit hat Folgen


Zur Jahrtausendwende galten die Masern in den USA offiziell als ausgerottet - zweifellos ein Erfolg des 1963 eingeführten Impfstoffs. Allerdings ist die potenziell tödliche Krankheit, zuvor starben laut UNICEF weltweit pro Jahr zwei bis drei Millionen Menschen an einer Maserninfektion, in die USA zurückgekehrt. Am 8. Juli 2025 gab es dort 1.288 bestätigte Masernfälle in 39 Bundesstaaten, die meisten in Texas. Man muss bis zum Jahr 1992 zurückgehen, um höhere Fallzahlen zu entdecken. 92 Prozent der aktuell Infizierten waren ungeimpft, im laufenden Jahr sind in den Vereinigten Staaten bereits drei Menschen am Masern-Virus gestorben.




10. Juli 2025, von Michael Schöfer
Trump ist ein geopolitischer Dilettant


Zbigniew Brzezinski, ein Geopolitiker der alten Schule, vertrat 1997 die Ansicht, dass die Ukraine für die Sicherheit und Stabilität von ganz Europa nicht zu überschätzen sei. Ohne die Ukraine gäbe es keine russische imperiale Restauration, das Land sei ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt von entscheidender Bedeutung. Brzezinski schrieb sein Buch in einer Zeit, in der die Zukunft Russlands, ob es sich zum Freund oder Gegner des Westens entwickelt, noch offen war.




08. Juli 2025, von Michael Schöfer
Wie besänftige ich den Schulhofbully?


Der Schulhofbully hat erneut zugeschlagen: Donald Trump droht jedem Land, das die "antiamerikanische Politik" der BRICS-Staaten unterstützt, zusätzliche Zölle in Höhe von zehn Prozent an. Und sollten sich die BRICS-Staaten erdreisten, sich vom US-Dollar als internationales Zahlungsmittel abwenden, will er ihnen Zölle in Höhe von 100 Prozent auferlegen. Wobei man bei Trump gar nicht weiß, wie lange das gilt, zwei Wochen oder drei Monate, schließlich ändert er ständig seine Meinung. Es ist so verwirrend - wahrscheinlich nicht zuletzt für ihn selbst. In der Politik treiben sich ja überwiegend Juristen herum, stattdessen bräuchte man mehr Psychologen, die wären gerade im Umgang mit Donald Trump besonders nützlich.




07. Juli 2025, von Michael Schöfer
Eine Tragödie nicht nur für die Wissenschaft


Wenn morgen der Supervulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark explodiert, ist es bestimmt die Schuld von Joe Biden. Es verwundert wenig, dass die Regierung von Donald Trump die Flutkatastrophe am Guadalupe River in Texas politisch instrumentalisiert. Keine Lüge ist dumm genug, um sie dennoch zu verwenden. Und der Regierung Trump ist bekanntermaßen keine Niedertracht fremd. Kristi Noem, Ministerin für Heimatschutz, stänkerte gegen Joe Biden: "Trump 'arbeitet daran, die Technologien zu erneuern, die vernachlässigt wurden', sagte sie über den Wetterdienst." [1] Gemeint war die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten. Natürlich ist dabei völlig unerheblich, dass die NOAA unter der Regierung Trump bereits Hunderte ihrer Mitarbeiter verloren hat und Haushaltsmittel vorenthalten bekam.




03. Juli 2025, von Michael Schöfer
Dobrindt will mit Terroristen verhandeln


Als der damalige SPD-Vorsitzende Kurt Beck im Jahr 2007 Verhandlungen mit den "gemäßigten Taliban" forderte, wurde er insbesondere von der CSU mit Hohn und Spott übergossen. Beck sei eben bloß ein "Hobby-Außenpolitiker". "Man merkt, dass Herr Beck in Mainz sitzt und sich bislang mehr um Winzer als um Weltpolitik gekümmert hat", lästerte ein gewisser Markus Söder, zu jener Zeit noch Thronprätendent in Bayern. "Wer mit Terroristen kooperieren will, macht sie nur stärker." Karl-Theodor zu Guttenberg, der später über die Fußnoten in seiner Dissertation stolperte, attestierte: "Außer dem stellvertretenden Regierungssprecher und dem SPD-Chef kenne ich niemanden, der je einen 'vernünftigen Taliban' getroffen hätte." Was man halt so sagt, wenn man zwar im Bund mit der SPD koaliert, die Sozis aber trotzdem gerne piesackt.




03. Juli 2025, von Michael Schöfer
Boomer sollen für Boomer zahlen


Es ist ja neuerdings Mode geworden, die Generationen gegeneinander auszuspielen. Am besten gelingt das beim Thema Rente, weil das Rentensystem aufgrund der demografischen Änderungen unter Druck steht. Das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentnern wird sich voraussichtlich verschlechtern. Allerdings verlaufen die Bruchlinien in Wahrheit nicht zwischen Jung und Alt, sondern zwischen Arm und Reich. Hierzulande besitzen 3.900 Superreiche 27 Prozent des gesamten Finanzvermögens, während immer mehr Menschen von Armut gefährdet sind. Bei Menschen über 65 lag die Armutsgefährdungsquote (weniger als 60 % des mittleren Einkommens) bei 19,4 Prozent und damit sogar noch über dem gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt von 15,5 Prozent.




02. Juli 2025, von Michael Schöfer
Wie die Lemminge? Nein, schlimmer!


Ich weiß nicht, wie die Lemminge so in Verruf geraten konnten, weil die Menschheit im Vergleich zu den Wühlmäusen viel bereitwilliger über die Klippe springt. Und das keineswegs unabsichtlich, sondern in vollem Bewusstsein. Im Unterschied zum Mythos des kollektiven Suizids der Lemminge ist das sogar eine wissenschaftlich belegte Tatsache. Aber uns bringen ja nicht einmal die Häufigkeit und die Intensität der aktuellen Hitzeperioden zum Nachdenken, geschweige denn zum Handeln. Beweis: Noch immer gibt es kein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen, wir dürfen also weiterhin mit durchgedrücktem Gaspedal an die Wand fahren. Und die kommt rasch näher. Schier unaufhaltsam.




30. Juni 2025, von Michael Schöfer
Schuld ist angeblich mal wieder die Bürokratie


Andreas Discher beklagt sich laut einem Artikel des SWR u.a. über Schutzvorgaben für den Import von Kaffeebohnen, die er als Bäcker erfüllen müsse, obwohl er selbst "noch nie auf einer Kaffeeplantage war". Vermutlich meint er die EU-Entwaldungsverordnung, von der allerdings "Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen" (KMU) kaum betroffen sind (vgl. Definition gemäß Artikel 3 der Richtlinie 2013/34/EU).




18. Juni 2025, von Michael Schöfer
Drecksarbeit


Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust. (Faust I) Einerseits ist das iranische Regime sicherlich eines der schlimmsten auf diesem geschundenen Planeten, und hierzulande würde ihm bestimmt keiner eine Träne nachweinen. Ausgenommen vielleicht schiitische Fundamentalisten. Andererseits ist der Präventivkrieg Israels, der das iranische Atomprogramm beenden und einen Regimewechsel herbeiführen soll, zweifelsohne ein Verstoß gegen das Völkerrecht. "Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt", schreibt die UN-Charta in Artikel 2 vor. Und Völkerrechtler sagen, dass ein Präventivkrieg nur dann erlaubt ist, wenn ein Angriff unmittelbar bevorsteht. Nach allem was man bisher weiß, war das hier nicht der Fall. Jedenfalls nicht mit iranischen Atomwaffen, über die das Land noch gar nicht verfügen soll. Von einem funktionsfähigen Sprengkopf und einem geeigneten Trägersystem sei Teheran mindestens noch ein bis zwei Jahre entfernt, meint Jan Busse, Professor für Internationale Politik und Konfliktforschung an der Universität der Bundeswehr in München.