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"Falls Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen."
(George Orwell, 1903-1950,
britischer Schriftsteller)
"Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben."
(André Gide, 1869-1951,
französischer Schriftsteller)
"Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht."
(Abraham Lincoln, 1809-1865,
amerikanischer Politiker)
"Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind."
(Kohelet Salomo)



06. August 2025, von Michael Schöfer
Mut zum Widerstand oder Selbstverzwergung?


Was befürchtet wurde, tritt nun wie von Kritikern prognostiziert ein: US-Präsident Donald Trump stellt schon gut eine Woche nach der Zollvereinbarung mit der EU zumindest Teile der Vereinbarung wieder infrage. Die Europäische Kommission interpretiert die am 27. Juli in Schottland getroffene Absprache wie folgt: "EU-Unternehmen haben Interesse daran bekundet, bis 2029 mindestens 600 Mrd. USD (ca. 550 Mrd. EUR) in verschiedene US-Sektoren zu investieren und so die bereits erheblichen Investitionen in Höhe von 2,4 Bio. EUR weiter aufzustocken." Diese rechtlich unverbindliche Absichtserklärung hat das Weiße Haus bereits am 28. Juli etwas anders ausgelegt: "Die EU wird während der Amtszeit von Präsident Trump 600 Milliarden US-Dollar in den USA investieren. Diese neuen Investitionen kommen zu den über 100 Milliarden US-Dollar hinzu, die EU-Unternehmen bereits jedes Jahr in den USA investieren."




05. August 2025, von Michael Schöfer
Putins "Haltet-den-Dieb!"-Taktik


Man kann zur Zollpolitik von Donald Trump stehen wie man will, dass er die Weltgemeinschaft damit ordentlich aufmischt, dürfte keiner bestreiten, nicht einmal sein größter Feind. Und wenn Sanktionen nicht wirken würden, hätte Kremlsprecher Dmitrij Peskow ein ruhigeres Leben. Aber weil Sanktionen selbst den sich betont gelassen gebenden Wladimir Putin mächtig stören, musste er sich jetzt zu Wort melden. Indirekt, über seinen Sprecher.




05. August 2025, von Michael Schöfer
Vergleiche hinken oft, aber sind sie auch strafbar?


"Die Spanierin Teresa Ribera (...), stellvertretende Präsidentin der EU-Kommission, fühlte sich beim Anblick der Hungerbilder aus Gaza an die Befreiung von Auschwitz und an das Warschauer Ghetto erinnert. Sie fand für die Aussage viel Zustimmung in einem Land, das stark vom Anti-Imperialismus geprägt ist. Ihre Chefin Ursula von der Leyen, geprägt von der Erinnerung an den Holocaust, würde so etwas niemals sagen - und wenn doch, würde sie in Deutschland einen Skandal ersten Ranges provozieren", schreibt die Süddeutsche.




04. August 2025, von Michael Schöfer
Trump fährt die USA an die Wand


Unternehmen von Donald Trump mussten mehrfach Insolvenz anmelden, trotzdem genießt er bei seinen Wählerinnen und Wählern das Image eines Businessgenies, was allerdings nach Aussage von Russ Buettner und Susanne Craig, beide Journalisten arbeiten bei der New York Times, auf die Reality-TV-Show "The Apprentice" zurückzuführen ist. Bevor Trump diese Show übernahm, steckte er laut Buettner und Craig in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten.




28. Juli 2025, von Michael Schöfer
Mehr war nicht drin?


Das Zollabkommen zwischen den USA und der EU hätte man wesentlich schneller und billiger haben können. "Ach, genialer Donald, wir kapitulieren, bitte behandle uns gnädig." Und wenn ihn Olaf Scholz obendrein schon im Februar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hätte, anstatt es Benjamin Netanjahu zu überlassen, wäre der US-Präsident uns Europäern bestimmt wohlgesonnen gewesen. Dann wäre vielleicht mehr drin gewesen. Die Einigung auf einen einseitigen (!) Basiszoll von 15 Prozent für Waren, die von der EU in die USA exportiert werden, während Warenexporte der USA in die EU künftig zollfrei bleiben, ist nur für Donald Trump ein großer Deal. Für Europa ist es eine Unterwerfung.




23. Juli 2025, von Michael Schöfer
Merz' lockerer Umgang mit der Wahrheit


Die Situation für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen wird immer schlimmer, weshalb 29 Nationen in einer gemeinsamen Erklärung von Israel fordern: "Der Krieg im Gazastreifen muss jetzt enden. Das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza hat ein neues Ausmaß erreicht. Das Hilfsmodell der israelischen Regierung ist gefährlich, fördert Instabilität und beraubt die Gaza-Bewohner ihrer Menschenwürde. (…) Die Verweigerung lebenswichtiger humanitärer Hilfe durch die israelische Regierung für die Zivilbevölkerung ist inakzeptabel. Israel muss seinen Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht nachkommen. (…) Wir fordern alle Parteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und die Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts einzuhalten. Vorschläge, die palästinensische Bevölkerung in eine 'humanitäre Stadt' zu bringen, sind völlig inakzeptabel. Dauerhafte Zwangsvertreibungen sind eine Verletzung des humanitären Völkerrechts. Wir lehnen jegliche Schritte zu territorialen oder demografischen Veränderungen in den besetzten palästinensischen Gebieten entschieden ab."




16. Juli 2025, von Michael Schöfer
Die im Dunkeln sieht man nicht


Bösartige Programme (Malware) sind in der IT-Branche ein großes und leider wachsendes Problem. Um jemandem Malware unterzujubeln, geraten zunehmend sogenannte Supply Chain-Angriffe in den Fokus der Angreifer. Dabei versuchen sie, einem nützlichen Programm schon bei der Programmierung durch den Hersteller Schadcode einzubauen, so dass es von Anfang an möglichst unauffällige Schwachstellen aufweist. Das Gleiche passiert aber auch in der Politik, wo die Lobbyisten bereits im Vorfeld versuchen, unentdeckt Einfluss auf die Gesetzgebung zu nehmen. Der Lieferketten-Angriff erfolgt in diesem Fall bei den Koalitionsverhandlungen.




15. Juli 2025, von Michael Schöfer
Manchmal muss Urteilskritik sein


Normalerweise halte ich mich hier mit Kritik an Gerichtsurteilen zurück, weil die Richter meist gute Gründe für ihr Urteil haben und im Gegensatz zu mir bei der Beweisaufnahme dabei waren. Ohne Kenntnis der näheren Umstände und des Angeklagten kann man kaum zu einer angemessenen Bewertung des Falls kommen. Allerdings mache ich heute einmal eine Ausnahme, weil mir zwei, wie ich meine, unverhältnismäßige Urteile aufgestoßen sind.




13. Juli 2025, von Michael Schöfer
Wissenschaftsfeindlichkeit hat Folgen


Zur Jahrtausendwende galten die Masern in den USA offiziell als ausgerottet - zweifellos ein Erfolg des 1963 eingeführten Impfstoffs. Allerdings ist die potenziell tödliche Krankheit, zuvor starben laut UNICEF weltweit pro Jahr zwei bis drei Millionen Menschen an einer Maserninfektion, in die USA zurückgekehrt. Am 8. Juli 2025 gab es dort 1.288 bestätigte Masernfälle in 39 Bundesstaaten, die meisten in Texas. Man muss bis zum Jahr 1992 zurückgehen, um höhere Fallzahlen zu entdecken. 92 Prozent der aktuell Infizierten waren ungeimpft, im laufenden Jahr sind in den Vereinigten Staaten bereits drei Menschen am Masern-Virus gestorben.




10. Juli 2025, von Michael Schöfer
Trump ist ein geopolitischer Dilettant


Zbigniew Brzezinski, ein Geopolitiker der alten Schule, vertrat 1997 die Ansicht, dass die Ukraine für die Sicherheit und Stabilität von ganz Europa nicht zu überschätzen sei. Ohne die Ukraine gäbe es keine russische imperiale Restauration, das Land sei ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt von entscheidender Bedeutung. Brzezinski schrieb sein Buch in einer Zeit, in der die Zukunft Russlands, ob es sich zum Freund oder Gegner des Westens entwickelt, noch offen war.




08. Juli 2025, von Michael Schöfer
Wie besänftige ich den Schulhofbully?


Der Schulhofbully hat erneut zugeschlagen: Donald Trump droht jedem Land, das die "antiamerikanische Politik" der BRICS-Staaten unterstützt, zusätzliche Zölle in Höhe von zehn Prozent an. Und sollten sich die BRICS-Staaten erdreisten, sich vom US-Dollar als internationales Zahlungsmittel abwenden, will er ihnen Zölle in Höhe von 100 Prozent auferlegen. Wobei man bei Trump gar nicht weiß, wie lange das gilt, zwei Wochen oder drei Monate, schließlich ändert er ständig seine Meinung. Es ist so verwirrend - wahrscheinlich nicht zuletzt für ihn selbst. In der Politik treiben sich ja überwiegend Juristen herum, stattdessen bräuchte man mehr Psychologen, die wären gerade im Umgang mit Donald Trump besonders nützlich.




07. Juli 2025, von Michael Schöfer
Eine Tragödie nicht nur für die Wissenschaft


Wenn morgen der Supervulkan unter dem Yellowstone-Nationalpark explodiert, ist es bestimmt die Schuld von Joe Biden. Es verwundert wenig, dass die Regierung von Donald Trump die Flutkatastrophe am Guadalupe River in Texas politisch instrumentalisiert. Keine Lüge ist dumm genug, um sie dennoch zu verwenden. Und der Regierung Trump ist bekanntermaßen keine Niedertracht fremd. Kristi Noem, Ministerin für Heimatschutz, stänkerte gegen Joe Biden: "Trump 'arbeitet daran, die Technologien zu erneuern, die vernachlässigt wurden', sagte sie über den Wetterdienst." [1] Gemeint war die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten. Natürlich ist dabei völlig unerheblich, dass die NOAA unter der Regierung Trump bereits Hunderte ihrer Mitarbeiter verloren hat und Haushaltsmittel vorenthalten bekam.